Da der Chronist in Stuttgart geboren wurde und auch bis zu seinem 20. Lebensjahr dort lebte, ergriff er die Gelegenheit seine alte Heimat mit einem Besuch der Internationalen Modellbahnausstellung, die alle zwei Jahre von der Firma Märklin in Göppingen veranstaltet wird, zu verbinden. Außerdem interessierte ihn der Fortschritt beim Bahnhofsumbau zu Stuttgart 21. Um es vorweg zu nehmen. Man sieht nicht mehr viel. Die geschlossene Bahnhofsdecke verdeckt jeden Blick in die Tiefe. Dafür sind die Wege für die Fahrgäste bei der Benutzung des bestehenden Bahnhofs viel weiter geworden.
Beim Kauf meiner Fahrkarten im Onlineshop der DB konnte ich für die Rückfahrt mit dem EC nach Graz keine Platzkarte bis Salzburg kaufen. Etwa 14 Tage später bekam ich von der DB die Nachricht, dass die Fahrt mit diesem EC nicht mehr möglich sei. Nach einigem Suchen in den Onlinefahrplänen fand ich heraus, dass der Zug um den Stuttgarter Hauptbahnhof herum geleitet wird, und dafür in Esslingen, einer benachbarten Kreisstadt hält. Also besorgte ich mir eine Platzkarte ab Esslingen, was mich aber zusätzliche € 5,90 kostete.
Mein Reiseplan sah vor, dass ich am 14.9.2023 mit dem Regionalzug ab Bad Ried nach Attnang-Puchheim fahre, der dort um 9.50 Uhr abfährt. Obwohl es nicht besonders früh an diesem Tag war, habe ich mich irgendwie vertrödelt. Als mich zwei Zeugen Jehovas bekehren wollten, musste ich auf dem Weg zum Bahnhof feststellen, dass mir der Zug vor der Nase wegfuhr. Um meinen Railjet in Attnang-Puchheim noch zu erreichen, besorgte ich mir ein Taxi. Der Fahrer von Taxi Reiter brachte mich in sportlicher Fahrt um € 90,00 in etwas mehr als 30 Minuten rechtzeitig ans Ziel. Der RJ 590 war pünktlich und brachte mich mit Ankunft um 11.49 Uhr nach Salzburg. Von dort ging es mit dem EC 114 weiter nach Stuttgart. Leider verzögerte sich die für 12.00 Uhr geplante Abfahrt um 10 Minuten. Noch vor Traunstein kam die Durchsage, dass an diesem Tag der planmäßige Halt im Münchner Hbf auf Grund technischer Probleme entfallen müsste und die Fahrgäste gebeten wurden entweder in München-Ost oder München-Pasing umzusteigen. Da sich in Salzburg die Lokomotive vor dem Steuerwagen befand, vermute ich, dass die DB in München keine geeignete Lokomotive für den Fahrtrichtungswechsel in München hatte. So fuhr ich erstmalig in der Schleife um den Hbf herum. Die Verspätung war inzwischen auf mehr als 20 Minuten erhöht. Meine Hoffnung durch den entfallenen Halt, die Verspätung zu verkürzen, erfüllte sich in Pasing nicht. So kam ich in Stuttgart statt um 15.59 Uhr mehr als eine halbe Stunde später an. Mangels aktueller Ortskenntnis war mein Weg zu meinem Hotel etwas länger.
Da meine Fahrkarte auch das Stuttgart City Ticket umfasste, machte ich mich nach kurzer Erfrischung auf den Weg in die Innenstadt. Es ging über die Königstrasse zum Schlossplatz, weiter am alten Schloss, der Stiftskirche und dem Rathaus vorbei zur gleichnamigen Straßenbahn Haltestelle. Stuttgart hat schon früh seine Straßenbahn in der Innenstadt in den Untergrund verlegt. So ging es mit der Linie U14 weiter zum Marienplatz, weil ich noch nie in Stuttgart mit der Zahnradbahn gefahren bin. Die „Zacke“, wie sie in Stuttgart genannt wird, verbindet seit 1884 auf 2,2 km den Talkessel mit dem 210 m höher gelegenen Vorort Degerloch und bietet dabei einen schönen Blich auf den Talkessel. Von dort ging es mit der U6 wieder in den Talkessel. Früher war diese Strecke über die Neue Weinsteige auch eine schöne Panoramabahn. Heute verläuft sie großteils im Tunnel. Vom Charlottenplatz ging es mit der U14 vorbei an der Wilhelma nach Bad Cannstatt, meinem Heimatvorort. An der Haltestelle Rosensteinbrücke stieg ich aus, überquerte den Neckar und sah kurz darauf einen am Neckar gelegenen Gastgarten. Dort nahm ich als Abendessen die schwäbische Spezialität Maultaschen ein.
Anschließend spazierte ich durch die Cannstatter Altstadt, und konnte mit großer Freude feststellen, dass das Spielwarengeschäft, in dem ich 1955 meine erste Märklin Modelleisenbahn gekauft hatte, immer noch existiert. Am Wilhelmsplatz stieg ich in die U1 Richtung Fellbach ein um an der ehemaligen Wohnung meiner Eltern vorbei zu fahren. Am Stadtrand von Stuttgart stieg ich aus und nahm die nächste Bahn um ins Kronehotel zurück zu fahren.
Für die Fahrt nach Göppingen hatte ich eine Fahrkarte gekauft, die es mir erlaubt hätte am 15.9.2023 beliebig oft die Strecke Stuttgart Hbf – Göppingen und zurück zu befahren. Im Hotel hatte ich mich zuvor über den schnellsten Weg zum Hbf erkundigt. Um 8.39 Uhr startete der von Go Ahead betriebene REX Richtung Friedrichshafen. In Göppingen angekommen suchte ich zuerst auf eigene Faust die Abfahrtstelle des Shuttlebusses zur IMA. Zum Glück hatte Märklin in der Schalterhalle im Bahnhof einen Stand aufgebaut, wo ich den richtigen Tipp bekam. Die Abfahrtsstelle befindet sich auf der Rückseite des Bahnhofes. Der kostenlose Bus (im Eintrittsgeld enthalten) bedient fünf Haltestellen. Die erste (Leonhard Weiss) und dritte Haltestelle (EWS Arena – LGB) ließ ich aus und fuhr direkt zum Stauferpark. Dort waren in einer massiven und zwei Zelthallen die Firmen und Anlagen ausgestellt. Es waren alle namhafte Firmen vertreten. An Anlagen fand ich eine Darstellung der Wuppertaler Schwebebahn (ohne Landschaft) und eine große Winteranlage erwähnenswert, die ich allerdings schon einmal in Dortmund gesehen hatte. Dazu kommen noch einige schöne Anlagen in der Spurweite Z. Nach dem ich mich satt gesehen hatte, ging es mit dem ins Märklinwerk.
Dort ging es durch den Shop und einer im Außenbereich befindlichen großen LGB Anlage vorbei ins Märklineum. Da der Eintritt ins Museum nicht in dem Eintrittspreis der IMA enthalten ist, konnte ich meinen zu meinem Geburtstag als Märklin Insider erhaltenen Gutschein verwenden. Auf vier Stockwerken ist in Vitrinen die Sammlung von alten und neuen Märklin Produkten ausgestellt. Schließlich interessierte mich die neue Schauanlage. Sie ist tadellos gebaut und könnte nach meinem Geschmack sogar noch größer sein. Es sind alle zeitgemäßen Effekte wie Tag/Nachtwechsel und Gewitter dargestellt. Betrieblich hat mich die Anlage etwas enttäuscht, da nach kurzer Zeit immer die gleichen Garnituren zu sehen waren. Nachdem ich genug gesehen hatte, machte ich mich auf den Weg zur Werksbesichtigung. Im Gegensatz zu unserem Besuch 2016 ist anlässlich der IMA die Besichtigung ohne Führung möglich und führt gut ausgeschildert durch das Werk. Ich hatte Glück, erwischte einen Zeitpunkt ohne großen Andrang und konnte daher in Ruhe die mich interessierenden Teile eingehend besichtigen. Danach war ich doch erschöpft und musste mich bei einer Grillwurst erst einmal ausruhen. Das schöne, warme Spätsommerwetter hatte doch Spuren hinterlassen, sodass ich mich entschloss, den Besuch der IMA zu beenden. Mit dem Bus ging es zurück zum Bahnhof und ich nahm den nächsten Regionalzug der SWEG nach Stuttgart. Da ich nicht die Absicht hatte mir für das Abend essen ein Restaurant zu suchen, deckte ich mich am Hbf noch mit Verpflegung für den Abend ein.
Über die Probleme für meine Rückfahrt hatte ich ja schon eingangs berichtet. Den mir im Online Fahrplan genannten und auch den am Vortag im Aushamg Fahrplan ausgesuchten Zug fand ich nicht auf der Anzeigetafel. Zum Glück war ich so rechtzeitig am Bahnhof, dass ich einen früheren Zug der SWEG nach Esslingen erwischte. Dort angekommen suchte ich im Aushang Fahrplan vergeblich nach dem EC 217. Also suchte ich die digitale Abfahrtsanzeige und wartete bis mein Zug dort aufschien. In der Zwischenzeit konnte ich noch meinen Reiseproviant einkaufen, was mir in Stuttgart wegen der lagen Schlangen nicht möglich war. Mein Zug kam mit leichter Verspätung und fuhr wie auf der Herfahrt über die Geislinger Steige nach Ulm. Aus der Presse wusste ich, dass derzeit nur wenige ICE die Neubaustrecke Ulm – Wendlingen befahren. Hinter München nahm die Verspätung stetig zu. So kamen wir erst zur geplanten Abfahrtszeit meines RJ 645 um 12.16 Uhr in Salzburg Hbf an. Ich eilte durch die Unterführung zu meinem Bahnsteig und stieg dann irgendwo in der 2. Klasse in meinen Zug ein. Dabei übersah ich, dass am Nachbar Bahnsteig noch ein RJX stand, der weniger Halte bis Wien hat und stets vor dem RJ abfährt. Ich hätte mich also nicht so sputen müssen. Da mein Zug nur mäßig besetzt war, blieb ich der 2.Klasse, obwohl ich eine Platzkarte für die 1. Klasse hatte. Wir fuhren mit ungefähr zehn Minuten Verspätung ab, was mich aber nicht störte, da ich Attnang-Puchheim reichlich Zeit zum Umsteigen hatte. So kam ich laut Fahrplan wieder in Bad Ried an.